Profitgier
© Barbara Pálffy
Willkommen in Astoria, wo alles aus Liebe gemacht ist und die Leute freundlich zueinander sind. Das Land der hohen Abgründe und klaren Sümpfe, mit umweltfreundlicher Erdölgewinnung und einer Arbeitslosenquote von 0 %. Genau, es ist fiktiv. Ein Hirngespinst, aufgebaut auf der Gier und Leichtgläubigkeit einiger weniger profitorientierter Besserverdiener*innen.
Kilian Hupka, ein Landstreicher, der eher zufällig zum Mastermind hinter dem Trug wurde, gelingt mit Raffinesse, Humor und zum Schluss auch purer Verzweiflung, das Kartenhaus aufrecht zu erhalten – doch für wie lange und für welchen Preis?
Blinde Profitgier
Der scharfzüngige Kommentar von Jura Soyfer zu einer Gesellschaft, die blind auf Profit baut, ist hochaktuell, obwohl das Stück bereits 1937 entstand. Nach dem Erfolg des “Lechner Edi” ist “Astoria” das dritte Theaterstück aus seiner Hand.
Am 1. Oktober brachte das Schubert Theater Soyfers Astoria erstmals als Figurenstück auf die Bühne in der Regie von Christine Wipplinger. Das 1937 entstandene Stück ist nach wie vor brandaktuell und zeichnet ein bissiges Bild über eine profitgierige Gesellschaft.
© Barbara Pálffy
Mit gewohntem Feingefühl für gesellschaftliche Umbrüche zeichnet er vor, wie Hoffnungen und Sehnsüchte der Protagonisten durch Korruption und Unvermögen ein paar weniger Mächtiger zerstört werden. In den teils überzeichneten Charakteren erkennt man erschreckende Ähnlichkeit zu tagespolitischen Akteur*innen, wobei diese Zuspitzung eine wunderbare Grundlage bietet, die Geschichte mittels der schrägen Klappmaulpuppen des Schubert Theaters zu erzählen.
Zu Jura Soyfer
Soyfer wurde 1912 in Charkow (heute Charkiw, Ukraine) geboren und zog 1921 mit seiner Familie nach Wien, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte. In Wien entwickelte er sich zu einem scharfsinnigen Beobachter der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit. Seine Werke greifen zeitlose Themen wie politische Korruption, gesellschaftliche Ungerechtigkeit und die Ignoranz und Untätigkeit der Menschheit angesichts existenzieller Bedrohungen auf.
© Barbara Pálffy