Naseweise
© Marcel Köhler
Mit der Nase hält der russische Schriftsteller Nikolaj Gogol nicht nur einer menschenverachtenden, sich selbst genügenden und zur Korruption neigenden Bürokratie den Spiegel vor, sondern stellt auch die Frage nach den Merkmalen, die den Einzelnen zum Teil eines sozialen Gefüges werden lassen – oder umgekehrt: zum Ausschluss
eines Individuums führen. Das Theater Nestroyhof Hamakom zeigt Die Nase in der Regie von Nicolas Charaux vom 24. September bis 19. Oktober 2024.
In der Mitte des Gesichts befindet sich eine glatte Fläche, so stellt es eines Morgens der Kollegienassessor Kowaljow beim Blick in den Spiegel erschrocken fest. Sein Riechorgan ist über Nacht spurlos verschwunden.
Zeitgleich entdeckt der Barbier Iwan Jakowlewitsch am Frühstückstisch in einem frischgebackenen Brot eine Nase und gerät in Panik, denn er erkennt sie als Körperteil des Kollegienassessors, den er zweimal in der Woche rasiert. Verzweifelt versucht er die Nase loszuwerden, sie diskret auf der Straße abzulegen oder in den Fluss zu werfen.
Kowaljow macht sich auf die Suche nach seiner Nase, und obwohl er systematisch vorgeht, obwohl er die Polizeistation und die Zeitungsredaktion ansteuert, gerät dieses Abenteuer zu einer nicht enden wollenden Irrfahrt. Als er seiner Nase höchstselbst wiederbegegnet, trägt sie eine Uniform, lässt sich nicht zur Rede stellen und entwischt ihm wieder.
© Marcel Köhler